Pipa parva

Autor: Manfred Beier - http://www.pddb.org

Pipa parva RUTHVEN & GAIGE, 1923

Pipa parva tips
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Erstbeschreibung:

Pipa parva RUTHVEN & GAIGE, 1923. Occasional papers of the Museum of Zoology – University of Michigan, Number 136 (February 10, 1923). Holotyp: UMMZ 57443. Typenfundort: „covered drain in the village of Sabana de Mendoza, Venezuela“.

Etymologie:

parvus (lt.): klein.

Beschreibung nach Trueb und Cannatella (1986) sowie Gines (1958):

Die kleine Art unterscheidet sich von den anderen Arten der Gattung durch die Kombination folgender Merkmale: (1) Schädel länger als breit; (2) keine Zähne auf Prämaxillae und Maxillae; (3) Fingerspitzen viergeteilt mit gleichgroßen Fortsätzen, ein Paar distal, ein Paar mehr proximal; (4) kein innerer Metatarsaltuberkel; (5) Spitzen der 1. bis 3. Zehe verhornt; (6) Oberlippe mit kleiner Tasche im Mundwinkel; (7) Entwicklung mit freischwimmendem Larvenstadium.

Das charakteristischste Merkmal dieser Art ist die asymetrische Anordnung der Fingerspitzenfortsätze (s. Foto). Der Körper ist relativ schmal und nicht so abgeflacht wie bei myersi, arrabali, aspera, pipa und snethlageae. Die Beine sind mäßig lang, Länge von Tibia und Fuß zusammen entsprechen 110-112% der Kopf-Rumpf-Länge. Das Tarso-Metatarsalgelenk reicht bis etwas vor das Auge. Der Kopf in Aufsicht ist schmal, die Schnauze zugespitzt. Muskelwülste hinter den Augen sind zwar vorhanden, aber nicht auffallend. Die relativ großen Augen (im Durchmesser ungefähr 27% vom Augenzwischenraum) sind seitlich gelegen und nach vorne gerichtet. Der Unterkiefer ist eng, mit der Form eines gothischen Bogens. Die Schnauze ragt in Ventralansicht über das Vorderende des Unterkiefers hinaus. In Seitenansicht ist sie nicht abgeflacht.
Die gesamte Körperoberfläche ist mit Tuberkeln besetzt, aber am stärksten sind sie auf der Oberseite entwickelt. Der Rücken ist bedeckt mit Tuberkeln variabler Größe. Zur Rückseite des Kopfes hin verringert sich ihre Größe, sie werden einheitlicher und stehen weiter auseinander. Gelegentlich entsteht ein zwischen den Augen liegender, winkelförmiger Bereich, am Vorderende mit einem auf der Schnauze liegenden Längsstreifen verbunden, auf dem die Tuberkeln fehlen. Die Tuberkeln auf der Oberseite der Beine sind ebenso groß wie die auf dem Rücken, stehen aber weniger dicht. Die Ventralseite ist bedeckt mit abgeflachten, dicht stehenden Tuberkeln variabler Größe. Die Ferse, die innere Oberfläche der ersten Zehe, und die Außenseite der fünften tragen zurückgebogene, zugespitzte Tuberkel. Ähnliche, kleinere Tuberkel finden sich auf der Oberseite des Fußes.
Eine Serie von Seitenlinienorganen erstreckt sich von der subrostralen Region posterodorsal zum Vorderrand des Auges. Ein oder zwei zusätzliche Organe können sich noch am Ober- oder Unterrand des Auges befinden. Ein längsverlaufendes Paar Seitenlinien erstreckt sich von der temporalen Region den Rücken hinunter. Eine Serie vertikal angeordneter Organe verläuft vom Mundwinkel rückwärts über die Vorderarme entlang der unteren Flanken, eine Serie längs angeordneter Organe vom Vorderarm aus entlang der oberen Flanken.
Die Rückenfärbung bei lebenden Tieren reicht von olivgrün über grau bis dunkelbraun, manchmal ohne Zeichnung, aber auch mit unregelmäßig geformten dunkleren Flecken auf hellerem Grund. Weibchen sind während der Paarungszeit blasser. Die durchsichtige Bauchhaut ist silbrig weiß und mehr oder weniger start mit kleinen dunklen Flecken übersäht. Ein undeutlicher, dunkelbrauner Streifen beschreibt einen Bogen vom posteroventralen Rand des Auges um den Mundwinkel herum. Männchen haben kräftiger entwickelte Arme, bei Weibchen kann man oft die Eier orange durch die Bauchhaut schimmern sehen.

Größe: bis 5 cm

Fundorte:
  • Astillero (8°08’N, 72°35’W), Kolumbien, TRUEB & CANNATELLA (1986).
  • El Mene (10°28’N, 71°27’W), 15 km westlich, Venezuela, TRUEB & CANNATELLA (1986).
  • Encontrados (8°46’N, 72°30’W), Venezuela, GINES (1958).
  • El Vigia (8°38’N, 71°39’W), Venezuela, TRUEB & CANNATELLA (1986).
  • La Ceiba (9°28’N, 71°04’W), Venezuela, TRUEB & CANNATELLA (1986).
  • La Dificultad (9°29’N, 71°03’W), Venezuela, TRUEB & CANNATELLA (1986).
  • La Grita (8°08’N. 71°59’W), 8 km entfernt, Venezuela, BARRIO (2000)
  • Lagunillas (10°08’N, 71°16’W), Venezuela, GINES (1958).
  • Rio San Juan (10°10’N, 72°10’W), Venezuela, TRUEB & CANNATELLA (1986).
  • Rosario (10°28’N, 72°18’W), 20 km westlich, Venezuela, GINES (58); (2 km ? westlich nach TRUEB & CANNATELLA (1986)).
  • Sabana de Mendoza (9°27’N, 70°46’W), Venezuela, TRUEB & CANNATELLA (1986).
  • San Carlos de Zulia (9°00’N, 71°56’W), Venezuela, TRUEB & CANNATELLA (1986).
Ökologie:

Pipa parva bewohnt die Niederungen des Maracaibo-Beckens, eine Gegend, die sich durch ihre hohe Luftfeuchtigkeit auszeichnet sowie durch das Vorhandensein vieler Tümpel, die auch im Sommer nicht austrocknen. Gines (58) beobachtete die Tiere am Typenfundort, Sabana de Mendoza, wo er hunderte von ihnen in einem reichlich mit Schwimmpflanzen bedeckten, angestauten Gewässer fand. Die meisten Tiere versteckten sich am Boden zwischen den abgestorbenen Pflanzenresten und kamen nur zum Luftholen an die Oberfläche. Auch, als sich nach einem längeren Regen ein Ablauf bildete, blieben die Tiere im Tümpel und wanderten nicht in den entstehenden Wasserstrom. Gines traf die Tiere nie außerhalb des Wassers an, Pefaur (92) hingegen fand an sie anderer Stelle (nord-westliches Venezuela bzw. nord-östliches Kolumbien) auch in einiger Entfernung vom Wasser an Land vor. Obwohl sich Pipa parva in Gefangenschaft als das ganze Jahr über fortpflanzungsfähig erwiesen hat, ist sie in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet einem ausgeprägten Wechsel von Regen- und Trockenzeit unterworfen:

Inzwischen wurde Pipa parva auch außerhalb des Maracaibo-Beckens in Venezuela ausgesetzt (z.B. Valencia-See), und entwickelt sich dort u.a. für die Fischbauern zur regelrechten Plage, da sie die Fischpopulationen durch das Erbeuten der Jungfische dezimiert.