Haltungsbericht von Joachim Schoelkopf

Autor: Joachim Schoelkopf

Offenes Paludarium für Wabenkröten

nach ca. zwei Monaten
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Das Becken basiert auf der Idee eines offenen Paludariums. Das Konzept, ein reines Südamerika Becken zu gestalten, wurde fallen gelassen zugunsten einem Konzept mit Pflanzen, die auch unter „ungünstigen“ Bedingen wie niedrigem Wasserstand gedeihen. Der Tierbesatz neben den Wabenkröten erfolgte vor allem nach funktionellen Gesichtspunkten (Algenfresser, Resteverwerter) oder, im Falle der Korallenplaties, ästetischen Aspekten.Im Wasserteil mit einem Wasserstand von max. 20 cm wachsen Wasserpflanzen wie Echinodorus teils aus dem Wasser heraus. Eine Übergangszone wird gebildet durch bepflanzte Wurzeln (Mangroven oder Moorkienholz) die aus dem Wasser ragen. Die Pflanzen hinter dem Becken wurzeln in einer Blähton-Hydrokultur in einem eigens angefertigten Behälter aus Birkensperrholz mit Epoxidbeschichtung. Obwohl generell für ein Pipidenbecken eine Abdeckung empfohlen wird, verwende ich keine. Als „Ersatz“ dafür habe ich, bedingt durch niedrigen Wasserstand, einen Abstand von ca. 15 cm zum Rand. Vermutlich wollen die Tiere das Aquarium nur verlassen, wenn irgend ein Missstand herrscht wie zu grosse Besatzdichte. In einem Jahr hatte ich nur einmal einen Ausreisser.Das Becken selbst ist eine Spezialanfertigung in der Form eines halbierten 8-Ecks und fasst gefüllt 300 Liter. Die grösste Länge beträgt 130 cm, die grösste Breite (Tiefe) 70 cm. Da die Tiere oft wild durchs Aquarium schwimmen, empfehle ich Beckenlängen ab 60 cm für P. parva und 80cm für die mittelgrossen Arten, besser aber 100 cm. Für die grossen Spezies noch grösser.Der Bodengrund im Becken besteht aus Quarzkies mit 1-2 mm Körnung in etwa 5-8 cm Stärke. Zuunterst ist der Kies mit einer Lage Laterit vermischt, als Eisendepot für die Pflanzenwurzeln. Die Tiere graben, besonders gerne unter Steinen, Wurzeln oder Pflanzen. Deshalb unbedingt sichere Steinaufbauten konstruieren (mit Silikon verkleben!) und nicht auf den Bodengrund, sondern auf den Aquarium-Glasboden stellen. Wasserpflanzen sollten gegen ausgraben gesichert werden. (z.B. mit Silikon verklebte „Kragen“ aus Steinen.)Die Tiere lieben Unterschlupfe in Form von horizontalen Spalten. Ich rate an, alles so zu konstruieren, dass es problemlos eingesehen werden kann. Also keine toten Winkel in denen ein verendetes Tier sich unbemerkt zersetzen kann! Diese Unterschlupfe stehen durch die vielen Mangrovenwurzen reichlich zur Verfügung. Das enorme Wachstum der Land-Pflanzen auf dieser Wurzelholzübergangszone wird erreicht durch eine ständige Berieselung mit dem Aquarienwasser. Dieses wird mittels einer Tauchpumpe und einem System von Schlauchleitungen über die Wurzeln gepumpt. Darauf wachsen die Pflanzen entweder als Epiphyten, die mit Kunststoffdraht und Pflanzsubstrat (Kokosfasern, Torf, Moos) aufgebunden werden. Bei mir kamen Orchideen, Bromelien und Farne zum Einsatz. (Finden sich massenhaft in jedem Gartencenter.)Weiter können Blumentöpfe aus Kokosfasern miteingebaut werden oder in Mulden zwischen den Wurzelteilen, die mit Glasfasergewebe oder sonst einem inerten Material ausgelegt und mit feinem Blähton gefüllt werden, Pflanzen direkt gesetzt werden. Eine Menge tropischer oder subtropischer Pflanzen eignen sich zum Einbau; bei mir z. B. Philodendron scandens, Efeutute und Schlauchpflanzen (Sarracenia).Anstelle von Wurzeln ist es auch möglich künstliche Felsformationen einzubauen.Dazu empfiehlt sich Styropor in Blöcken (oder Platten zu Blöcken verklebt) die mit dem Brotmesser grob zugeschnitten werden und mit Heissluft eine löchrige Textur bekommen. Darauf folgt ein Farbanstrich mit wasserunlöslicher Kunstharzfarbe (z. B. braun oder grau) und schlussendlich eine dicke Epoxidharzbeschichtung in die getrockneter Quarzsand gestreut wird. Für das gezeigte Becken wurde mit dieser Methode ein Monolith mit Wasserfall, Pflanzmulde und einer Höhle im Wasserteil gestaltet. In der Höhle kommt die Pumpe für den Wasserfall zum liegen, die über eine Schaumstofffläche Wasser ansaugt. Auf den berieselten Teilen wurden zum Teil Moose angesiedelt die bald einen attraktiven Bewuchs bilden.Im Hydrokulturteil hinter dem Aquarium wachsen Monstera, Ficus und Dieffenbachia als Hauptpflanzen. Monstera, Philodendron und andere Kletterpflanzen lassen ihre Luftwurzeln ins Wasser hängen wo sie sich zu weitverzweigten Perücken verästeln. Die Kröten benutzen diese gerne als Aufenthaltsorte. Diese Wurzeln entziehen dem Becken natürlich auch beträchtliche Mengen Wasser, reduzieren aber den Nitratgehalt und das Wachstum der Pflanzen (Blattgrösse!) ist enorm.In den Landteil wurden auch einige trockene Lianenstücke zur Dekoration eingefügt (einheimische: Waldrebe, Climatis vitalba und tropische Bauhinia (?).) Robinienäste dienen als Kletterhilfe für die rankenden Gewächse. Tillandsien wurden in diesem Bereich mittels Heisskleber aufgebracht. Auch einige Ampelpflanzen wie die Kannenpflanze Nepenthes hängen hier.Die ursprüngliche Idee war, den Hydrokulturteil ebenfalls in den Wasserkreislauf einzubinden. Dies wurde aber nicht realisiert aus Angst vor Dichtigkeitsproblemen.Im Winter verdunstet eine beträchtliche Menge Wasser. Nachgefüllt wird mit Regenwasser das über ein Fass im Haus temperiert wird. Pro Woche müssen etwa 8 l nachgefüllt werden. Gedüngt wird nur mit Eisen und Volldünger, das Planzenwachstum ist gut.

Die Beleuchtung

erfolgt mit einer Hg-Dampflampe 150W ca. 60 cm über dem Wasserteil. 2 Grolux Pflanzenlampen aus dem Baumarkt (Glühbirnen) geben ausserdem Licht für den Landpflanzenteil. Zusätzliches Tageslicht kommt seitwärts durch 2 Fenster.

Heizung Wasserteil:

ein Heizstab 100W im Filterausfluss.

Filtration:

Ein externer EHEIM Topffilter befüllt mit Keramikröhrchen und Schaumstoffrondellen. Angesaugt wird über eine Schaumstofffläche eingeklemmt in eine Beckenecke. Dort drin befindet sich auch die Tauchkreiselpumpe für die Berieselung. Schwache Filterströmung, Bereiche des Beckens ohne erkennbare Strömung. Eine zweite Schaumstoffkammer beherbergt die Pumpe für den Wasserfall. Eine nächste Aufgabe wird sein, diese Schaumstoffkammern zu vereinen.

Wasser:

Temperatur um 25°C. Eine Wasserhärte von 16°dH scheint den Tieren nichts auszumachen. Vermutlich wäre leicht saures Wasser ideal ( pH um 4.8).

Wasserpflanzen:

verschiedene Echinodorus, Javafarn und Javamoos, sowie Cryptocorinen und kleinwüchsige Valisnerien.

Tierbesatz:
  • ca. 10 Wabenkröten Pipa parva
  • ca. 20 Korallenplaties geben wunderbare rote Farbtupfer ins Bild
  • ca. 5 Garnelen Caridina sp. bilden eine emsige Putzmannschaft
  • 4 Grünflossige Rüsselbarben
  • 1 Algenwels Otocinclus
  • 3 nicht identifizierte Algenfresser vermutlich Garra sp.
  • 3 Apfelschnecken sowie andere, diverse kleine Schneckenarten.
Wabenkrötenspezifische Angaben:

Man kann auch, um den natürlichen Biotop zu simulieren, Laub auf den Bodengrund einbringen. Erfahrungen habe ich mit frischem Eichenlaub und ein, zwei Zweigchen. Es hält mehrere Wochen, hilft den pH-Wert zu senken, hat antimykotische Wirkung und die Tiere lieben es darunterzukriechen. Die Tiere pflanzen sich munter im Gesellschafsbecken fort aber überlebende Kaulquappen werden nie gefunden. Für die Zucht empfehle ich wärmstens die Anweisungen, die ich im relevanten Kapitel auf dieser Website gebe. Vergesellschaftung mit Hymenochirus ist möglich, auch mit Fischen ab Grösse Platy (dürfen einfach nicht ins Maul passen). Allerdings sind die meisten Fische viel schneller im Auffinden des Futters, deshalb kleines Futter wie Mückenlarven gezielt füttern, evtl. Fische mit Flocken vorfüttern. Die Tiere gewöhnen sich beim Füttern an die Hand des Pflegers oder an verwendete Pipetten oder Pinzetten (aus Kunststoff!) und fressen aus der Hand. So kann man die Fische austricksen. Futter: Regenwürmer (vermutlich auch Enchyträen), Mückenlarven, alle Farben, tiefgefrorenes Wasserschildkrötenfutter (Fisch), Wasserschildkröten-Pellets, gefriergetrocknet: Krill, Bachflohkrebse (Gammarus) und kleine Shrimps. Die letzteren Nahrungsmittel. schwimmen und werden nach Eingewöhnung der Tiere auch dort genommen. Abwechslungsreich und nicht zuviel füttern halte ich für wichtig.