Autor: Annette Berkelmann - zuletzt aktualisiert am 16.01.2004
Zwergkrallenfrösche im Aquaterrarium oder Zwergkrallenfrösche im Aquaterrarium oder Frösche und Krabben zusammen – geht das denn?
Das Aquaterrarium
Zur feuchtfröhlichen Gesellschaft in meinem Aquaterrarium gehört auch eine kleine Gruppe Zwergkrallenfrösche. Das große Weibchen Bonnie ist von Anfang an dabei (Mitte der neunziger Jahre). Zusammen mit dem bereits verstorbenen Männchen Clyde hat sie sich in der Zeit ohne die Fische um Nachwuchs bemüht, von den unzähligen Eiern haben es zwei geschafft, zu Jungfröschen zu werden. Das Männchen Sammy ist nun zwei Jahre alt. Vor einigen Monaten kam ein ganz junges Weibchen hinzu, die auch mittlerweile erwachsen ist.Zunächst eine genauere Beschreibung ihres Lebensraumes. Diesen teilen sie sich mit:
- vier Mangrovenkrabben (ein Männchen – Sesarmidae)
- vier Panzerwelsen (ein Männchen, ein hier geborenes Weibchen – Corydoras anneus)
- einem Geschwisterpaar Apfelschnecken (auch hier gezeugt und aufgewachsen – Pomacea bridgesi)
- Schließlich beherberge ich noch zwei kleine sog. Tropische Süßwassermuscheln,deren wissenschaftlichen Namen niemand zu kennen scheint. Sie sind ausgesprochen reiselustig und wandern mithilfe ihres jeweils einen Fusses ständig durch den Boden nahe der Oberfläche.
Alle sind in einem Normbecken von 80 cm Kantenlänge untergebracht.Es sind etwa 65 Liter Wasser drin ,was einen Wasserstand von etwa der Hälfte ergibt. In der rechten Hälfte des Beckens steht eine 20 x 20 x 8 cm große Plastikschale auf einem umgestülpten Blumentopf. Seitlich hat dieser eine Öffnung, so dass der auch der Innenraum genutzt werden kann. Die Plastikschale dient u.a. den Krabben als Landteil. In der Erde, die weitgehend mit Laub bedeckt ist,wachsen Kletterficus, Frauenhaarfarn und austreibende Bambusstücke. Als Übergang vom Land zum Wasser dient neben Korkstücken eine Kalmuspflanze. An der Rückwand etwa im Zentrum des Beckens steht eine große V – förmige Mangrovenwurzel, deren einer Schenkel ebenfalls auf das Land reicht.Unter Wasser gruppieren sich um dieses grßse Teil verschiedene weitere Mangrovenwurzeln, die bis unter den Blumentopf reichen.Einige sind überwachsen von Zwergspeerblättern (Anubias sp.) dazwischen steht ein großes Bündel Wasserpest.Die linke Seite unter Wasser überragt eine große Schwertpflanze. Um ihr Zentrum sind einige Moosbälle ,Steine und Muschelschalen angeordnet, die vorwiegend den Fröschen als Verstecke dienen,denn sie mögen ja sehr die flachen Hohlräume. Wobei das junge Weibchen sich lieber in den dunklen Nischen und Hohlräumen der Wurzeln aufhält und dort ausgiebig herumklettert. In der hinteren linken Ecke des AQ’s ist ein sog. Hamburger Mattenfilter über Eck angebracht. Auf der Pumpe liegt eine Korkplatte und eine rankende Pflanze steht drauf. Doch die Krabben haben trotzdem eine Möglichkeit gefunden, in den Hohlraum hinter der Matte zu gelangen. Da hier keiner der anderen Tiere hinkommen kann, häutet man sich hier vorwiegend oder bereitet sich in Ruhe darauf vor.Als Bodengrund im AQ dient eine Schicht feiner Kies, die jedoch spätestens im Sommer 2004, also dieses Jahr gegen Sand ausgetauscht werden soll. Neben den bereits erwähnten Pflanzen im Wasser gibt es noch zwei wunderschöne Tigerlotus (Nymphea lotus), sowie eine Efeutute, die vom Land aus an der Rückseite des Aquaterrariums entlang wächst und mit ihrem Wurzelwerk einerseits unter Wasser für zusätzliche Verstecke sorgt und andrerseits mit ihren Blättern und Ranken über der Wasseroberfläche den Krabben als Klettermöglichkeit dient, was ausgesprochen gern genutzt wird. Der Nahrungsbedarf der Pflanzen wird durch eine gelegentliche, aber regelmäßige CO²–Gabe ergänzt, ebenso durch eine wöchentliche Dosis des Düngers von DRAK – Aquaristik. Die Wassertemperatur beträgt konstant 24°C. Wie’s scheint, der optimale Wert für die Zwergkrallenfrösche. Das hat wohl auch angeblich mit dem Gasaustausch zwischen den Tieren und ihrer Umwelt zu tun, der bei 24°C am besten gewährleistet sein soll und die Verdauung problemlos funktioniert. Vielleicht lässt sich mit dieser Temperatur das Risiko der ‚Ballonbäuche‘ reduzieren?! Bisher hat glücklicherweise keiner meiner Frösche darunter leiden müssen.Die Kh – ist um 5, der Ph – Wert um 7, die GH bei 11 und schließlich liegt der Nitratwert von etwa 5-10, Nitrit ist nicht nachweisbar.Etwa alle 10 bis 14 Tage findet ein Wasserwechsel statt, bei dem je nach Bedarf etwa 20 bis 25 Liter ausgetauscht werden. Pflanzenschnitt und andre Pflegemaßnahmen, sofern überhaupt notwendig, werden zwischenzeitlich durchgeführt. Insgesamt bemühe ich mich um ein umfangreiches Verständnis der ‚Beziehungskiste‘ Aquarium. Das Wasser für das Aquaterrarium nehme ich nicht aus der heimischen Wasserleitung, da die Belastung mit Kupfer zu stark ist.Glücklicherweise kann ich das benötigte Wasser aus einem geschützten Gewässer beziehen, das in der Nähe liegt. Die Wasserqualität ist optimal und viele ,auch selten gewordene Tiere und Pflanzen haben hier ihr zu Hause. Außerdem steht so Lebendfutter in Form von Wasserflöhen, Hüpferlingen und andrem Getier zur Verfügung. Da Zwergkrallenfrösche Jäger und Bewegungsseher sind, halte ich es in ihrem (gesundheitlichen ) Interesse für unerlässlich, ihnen regelmäßig Lebendfutter zur Verfügung zu stellen. Doch sie bekommen bei mir auch gefrostete Rote und Schwarze Mückenlarven, die weißen mögen sie nicht. Durch die wuselnde Nahrungssuche der Panzerwelse wird das Futter aufgewirbelt und die Frösche können auch der „toten Beute“ nachjagen. Doch auch ihr Geruchssinn ist ihnen behilflich, sodass sie auch am Boden liegende Futterhäufchen aufspüren können. Tagsüber verbringen die Frösche die meiste zeit in ihren jeweils bevorzugten Verstecken. Mutter und Sohn halten sich unter ihrer Lieblingsmuschelschale auf. Die junge Froschlady schleicht gern durch die Wurzeln oder hängt sich senkrecht ins Kraut, die Nase aus dem Wasser. Will sie absolut ungestört sein, behält sie offensichtlich Luft im Körper und kann sich so stundenlang unter ein Korkstück oder die Unterseite der Insel klemmen.
Zwergkrallenfrösche und Rote Mangrovenkrabben
Grundsätzlich lässt das nicht mit ja oder nein beantworten. Als ich meine ersten Krabben bekam, waren die Frösche schon da und mir wurde zugesichert, Krabben seien unkompliziert und es gäbe keinerlei Probleme. Beides, die Haltung und Pflege der Krabben, sowie das Zusammenleben mit andren Tieren ist ganz so einfach nicht. Werden einige Dinge beachtet, gibt es kaum Probleme, leben Frösche und Krabben zusammen. Besonders wichtig scheint mir, das ausreichend bzw. großzügig Raum zur Verfügung steht. So das jedes einzelne Tier die Möglichkeit hat sich bei Bedarf wirklich ungestört zurückziehen zu können.Gleichzeitig ist eine abwechslungsreiche Einrichtung unerlässlich. Bei der Pflege von Zwergkrallenfröschen ist ja sowieso darauf zu achten, dass keine scharfkantigen Gegenstände herumliegen, dass Wurzelwerk nicht zu einer tödlichen Falle werden kann. Im Zusammenhang mit Krabben besonders wichtig. Und so haben sich Verstecke mit mehreren Ausgängen bewährt – etwa auf kleinen Steinen aufgelegte Scherben von Tontöpfen oder Muscheln. Oder dieses irgendwo anlehnen, an Wurzeln oder Steinen. Mangrovenkrabben übernehmen wie die meisten andren ihrer Verwandtschaft auch,in ihrem jeweiligen Lebensraum die Aufgabe einer Art Gesundheitspolizei. Natürlich üben sie diesen Job auch bei uns äußerst gewissenhaft aus. Und so machen sich die Krabben naturgemäß über geschwächte Zwergkrallenfrösche her. Leider sind meist noch sehr jungen Neuankömmlinge in einem solchen Zustand. Oftmals bekommen sie während ihres Aufenthaltes in den Zoohandlungen zu wenig Futter ab, da sich zu viele Individuen die Ressourcen teilen müssen. Normalerweise erholen sich die kleinen Frösche schnell in ihrem neuen zu Hause. Doch für anwesende Krabben bedeuten die ausgemergelten kleinen Amphibien eine willkommene Beute. Erst recht, da die neuen sich noch nicht orientieren und einleben konnten. So scheint es mir ratsam, junge Krabben und Frösche gemeinsam in ihr neues Heim zu bringen. Letztere sollten grade auch beim Einbringen in ein bestehendes System gesund und kräftig sein. Um so weniger besteht die Chance einer Krabbe zum Opfer zu fallen. Die andere Möglichkeit wäre, schwächliche Fröschlein zunächst in einem separaten Becken aufzupäppeln. Doch es kann auch andersherum sein: Dass neugierige oder hungrige Frösche, die ausgewachsen sind, eine Gefahr für noch junge Krabben darstellen. Die Amphibien registrieren Bewegung und schnappen zu. Sind jedoch alle Tiere gesund und leben in einem ihren Bedürfnissen angepassten Lebensraum, kommen Zwergkrallenfrösche und Mangrovenkrabben gut miteinander aus. Wenn man sich kennt, verbringt man auch schon mal gemeinsam Zeit nebeneinander unter einem Stein. Steckt ein vorwitziger Frosch seine Nase in eine Krabbenhöhle, reißt der Inhaber den Eindringling nicht gleich in Stücke. Da wird erst geschubst und vielleicht auch gedroht, was in der Regel ausreicht,und der Frosch trollt sich.Vielleicht gibt’s bei ganz Unverschämten auch mal eins mit dem Bein auf die Nase und das Gefühl der spitzen Kralle reicht aus,ohne das eine Verletzung entsteht. Wenn man sich nicht ignoriert, weicht man bei Begegnungen eher ein Stück zurück, denn beide, Frösche und Krabben sind beides eher vorsichtige Tiere. Grundsätzlich scheint keiner der beiden Arten für den andren eine Bedrohung zu sein.
Regenerierende Zehenglieder
Anfang des Jahres 2002 litten alle Tiere im Aquaterrarium an einer Bakterieninfektion; mit der die Frösche ganz besonders zu kämpfen hatten. Ich lasse das Wasser im Abstand von einigen Monaten umfangreicher messen, als ich zu Hause die Möglichkeiten habe. Der erhöhte Phosphatwert wurde festgestellt, aber auf meine entsprechende Frage wurde mir absolute Unschädlichkeit versichert und das hätte außer gutem Pflanzenwachstum keine weiteren Folgen.Die Gesundheit bzw Krankheiten der Tiere lehrten mich eines Besseren . Ich lernte mit der Zeit dann mithilfe einiger Bücher und über Internet, dass ein so erhöhter Phosphatwert schädliche Bakterien zu Folge haben. Dadurch bildeten sich Blaualgen, die durch ihre Besiedlung geeignete Bedingungen für Fäulnisprozesse besonders im Boden schaffen. U.a. auch dadurch, dass dort kein Sauerstoff mehr hinkommt. Und gerade da leben die Frösche. Seitdem ich Phosphat senkende Mittel zufüge, und für eine allgemein gute Belüftung des Bodens sorge, ist alles wieder im grünen Bereich und alle Tiere sind wieder gesund. Außer den Fröschen war auch die Schnecke betroffen, die Flecken auf der Sohle hatte. Die Panzerwelse sowie die Krabben schienen keine Schäden zu haben. Die Frösche hatten Flecken auf der Haut, und schienen Knubbel unter der Haut zu haben. Sie fraßen nicht und verließen ihre Verstecke ( dicht am Boden!) nicht. Sie hofften wohl auf Besserung der Bedingungen.Dann begannen die Schwimmhäute einzureißen und die einzelnen Fuß- und Fingerglieder wurden immer kürzer! Es waren Wunden, aus denen zum Teil die winzigen Knochen heraus sahen. Ein Buch war bei der Diagnose behilflich.Und so bekamen die Frösche täglich ein medizinisches Bad unter UV–Licht mit mehreren Zusätzen: In ein Bowleglas füllte ich einen Liter Frischwasser. Dazu kam ein halber Liter starker Ringelblumentee, der entzündungshemmend und heilungsfördernd gerade auch bei eitrigen Wunden ist.Ich erwärmte einen zwei Zentimeter langen Strang der BETAISODONA Salbe mit Wasser auf einem Löffel über einer Kerze, damit sie flüssig wird. Diese Paste versuchte ich erkaltet mittels eines winzigen Spatels auf die offenen Wunden der Froschfüße aufzubringen, der Rest kam ins Bad – Wasser. Bei beiden Fröschen waren die drei inneren Fußglieder beschädigt, es waren nur noch blutige Stümpfe. Außerdem löste ich eine Prise Kochsalz auf und tat sie ins Wasser. Schließlich noch eine Viertel Kapsel Antibiotika für Menschen, sowie eine Dosis eines SERA-Vitaminpräparates.
Nach zwei Wochen verschwanden die Hautflecken ebenso wie die Knubbel unter der Haut. Die Wunden an den Füssen und Fingern der Frösche schlossen sich. Sie begannen mit der Zeit wieder zu fressen und zu ihrer alten Aktivität zurückzufinden.Im Aquaterrarium verschwanden die Blaualgen ebenso wie die Unmengen winziger Schnecken, die aufgrund des erhöhten Phophatwertes zu einer regelrechten Plage wurden. Übermäßige Schneckenzahlen und faserige Algen sind also erste Warnzeichen!Plötzlich bemerkte ich eines Tages, dass die verlorenen Fußglieder der Frösche wieder nachzuwachsen schienen. Ich hielt es zunächst für Einbildung, doch auch die Schwimmhäute entstanden wieder neu und wurden zusammen mit den neuen Gliedern immer länger. Auf den Stümpfen bildeten sich zunächst knubbelartige, weißliche Gebilde. Anschließend entstanden dazwischen winzige Schwimmhäute, die dann mit dem Länger- und Schlankerwerden der neuen Glieder mitwuchsen. Nach etwa zwei Monaten hatten beide Frösche wieder komplette Füsse. Nur anstelle der drei inneren schwarzen Krallen ragten nur die stumpfen Gliederenden in weißlicher Farbe hervor.Und jetzt schließlich scheinen die Krallen langsam wieder nachzuwachsen. An der Stelle, wo die Glieder an den Schwimmhäuten rausragen, bilden sich auf den Enden winzige kleine und längliche Strukturen. Ob es Krallen werden, muss sich noch herausstellen, denn ein eventuelles Wachstum ist sehr langsam.Fest steht jedoch, dass einige Fußglieder praktisch nicht mehr vorhanden waren und jetzt wieder komplett sind ,mit Schwimmhäuten. Seltsamerweise scheint das nur für die Füsse zu gelten, denn der eine komplett fehlende Finger an der Hand des jungen Männchens wächst bisher nicht nach. Die Neubildung der Glieder hat auch erst begonnen, als die Tiere wieder völlig genesen und die Umweltbedingungen optimiert waren. Doch offensichtlich sind die Füsse den Fröschen unverzichtbar: zur Fortbewegung, als Häutungshilfe und schließlich gelegentlich als Kommunikationsmittel. Leider ließen sich diese Vorgänge von mir nicht fotografisch festhalten, da ich leider (noch) nicht über das entsprechende Equipment verfüge.
Schließlich möchte ich anmerken, wie wichtig es für die Gesundheit unsrer Wassertiere und –pflanzen ist, dass uns als Pflegern die Zusammenhänge im Lebensraum Wasser und dem dazugehörigen Umfeld bekannt sind.Nur so sind wir meiner Meinung nach in der Lage , kleinere Unstimmigkeiten erstens zu erkennen, und sie zweitens an der richtigen Stelle mit den richtigen Mitteln verändern, um Krankheiten oder gar Todesfälle unter den Lebewesen zu verhindern, für die wir die Verantwortung übernommen haben.